Gemeinsam gegen Rassismus – Gemeinsam gegen Abschiebungen!

Vor nunmehr genau fünf Jahren geriet mit dem „march of hope“ im langen Sommer der Migration 2015 die Festung Europa ins Wanken. Schon seit vielen Jahrzehnten nehmen Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand, um Schutz und Zuflucht in Europa zu suchen. Doch im September 2015 konnte die ganze Welt sehen, wie viele Menschen sich ihr Recht auf Bewegungsfreiheit gemeinschaftlich selbst erkämpften und Grenzen überwanden.  Und für einen kurzen Moment sah es so aus, als ob praktische Solidarität und Unterstützung auch in Thüringen eine Antwort auf diese öffentliche Überwindung der Festung Europa seien. Der Sommer 2015 war ein Lichtblick, wenn auch leider nur für wenige Monate. Denn ihm folgte ein massiver rechter Rollback, der sich bis heute in immer neuen Gesetzesverschärfungen und in rechtem Terror zeigt. Dagegen sehen wir aber auch: diesem Rollback zum Trotz stehen die vergangenen Jahre zugleich für einen hartnäckigen antirassistischen Widerstand. Er zeigte sich in oft stillen Strukturen der Solidarität und Unterstützung oder auch im lauten und sichtbaren Protest als Ausdruck unserer gemeinsamen Kämpfe für gleiche Rechte.

Wir haben Nachbar*innen und Freund*innen verloren!

Fünf Jahre nach dem langen Sommer der Migration wissen wir, dass die Festung Europa mindestens so tödlich ist wie zuvor: Familien und Freund*innen, Brüder und Schwestern, die gekommen oder hier geboren und mit uns aufgewachsen sind, können heute nicht mehr bei uns sein. Sie ertranken im Mittelmeer und starben an den Mauern und Zäunen der Festung Europa. Sie erlagen den Schüssen und Verwundungen der rassistischen Gewalt und des rechten Terrors. Oder sie bauten sich ein Leben in einer neuen Stadt auf und wurden eines Nachts von der Polizei und den Ausländerbehörden aus ihren Betten gerissen und abgeschoben. Deportiert in Länder, die sie aus zahlreichen Gründen verlassen haben, um andernorts Hoffnung, Zuflucht und ein neues Leben in Freiheit und Würde zu suchen. Ihr Verlust macht uns wütend! Wir haben mehrfach erfahren müssen: Weder das System noch unser Schweigen wird Menschen vor rassistischer Gewalt und Abschiebungen schützen, sie sind vielmehr das Problem!

Jede Abschiebung ist rassistische Gewalt!

Es ist klargeworden, dass wir uns auf eine Politik in Thüringen nicht verlassen können, die behauptet, immer alles getan zu haben, was möglich sei, um Menschen aufzunehmen und Abschiebungen aus Thüringen zu verhindern. 456 Menschen wurden allein im vergangenen Jahr 2019 aus Thüringen abgeschoben. Dabei macht die strukturelle Gewalt der Abschiebung auch vor Kindern und Jugendlichen, vor Familientrennungen und auch im Angesicht einer weltweiten Pandemie keinen Halt.

Nach den ersten Monaten der Corona-Krise läuft die Abschiebemaschinerie in den Ausländerbehörden längst wieder auf Hochtouren, während Termine und Anträge für Bleiberechte verweigert werden. Wenn eine Abschiebung vollstreckt wird, ist sie das letzte Glied in einer Kette Angst verbreitender und ausgrenzender Politiken und einer rassistischen Sondergesetzgebung, die Abschiebungen legalisiert, legitimiert und damit immer weiter ermöglicht. Sie ist ein brutaler Ausdruck kolonialer Kontinuität und der rassistischen Normalität dieser Gesellschaft.

Mit dem Soli-Asyl gegen eine Politik der Abschiebung und Ausgrenzung!

Der supranationalen Abschiebe-Politik stellen wir unsere Solidarität entgegen und sagen: Wir sind bereit, Menschen vor Abschiebungen zu verstecken. Mit dem Netzwerk Soli-Asyl Thüringen wollen wir die vorhandenen Strukturen der Solidarität beleben, ausbauen und bestärken. Wir suchen heute und in Zukunft eure und deine praktische Solidarität und Unterstützung. Besuche uns auf www.soliasyl.noblogs.org und finde heraus, wie!

Über uns: 

Soli-Asyl Thüringen ist ein Netzwerk aus Aktivist*innen, die sich gegen jede Form von Abschiebungen einsetzen – seien es sogenannte Dublin-Abschiebungen innerhalb der EU oder Abschiebungen in Herkunftsländer. Wir sind Aktive, die für eine grenzenlose solidarische Gesellschaft streiten. Gemeinsam mit Menschen, die gegen ihre Abschiebung kämpfen, schaffen wir Unterstützungsstrukturen, die den Kampf um Aufenthalts- und Bleiberechte weiter ermöglichen. Wir verstehen uns dabei nicht als Hilfsorganisation.

Als Akt des zivilen Ungehorsams und der Solidarität mit Personen, die gegen ihre Abschiebung kämpfen, öffnen Menschen ihnen ihre Wohnungen.