Newsletter Netzwerk SOLI-ASYL Thüringen 2020/12

Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen des Soli-Asyl Thüringen,

zum Ende des Jahres möchten wir einige Erfahrungen und Berichte aus Thüringen noch einmal mit euch teilen und aufzeigen, wie wir bei aller gesundheitlich gebotenen Distanz trotzdem zusammenkommen und unsere Kämpfe gegen Abschiebungen empowern können. 
Das erste Jahr des Netzwerks Soli-Asyl Thüringenneigt sich dem Ende und aller Widrigkeiten zum Trotz hat sich in diesem Jahr erneut gezeigt, dass der Abschiebemaschinerie von BAMF, Polizei und Ausländerbehörden kein Preis zu hoch ist, um Menschen gewaltsam aus dem Alltag und dem Leben zu reißen. Erneut wurden Familien auseinandergerissen und die Verantwortlichen schreckten selbst nicht davor zurück, Menschen aus Krankenhäusern heraus abzuschieben. Trotz der Pandemie-Einschränkungen, die unseren Alltag bis heute bestimmen, ist die  Abschiebemaschinerie nie zum Erliegen gekommen.Nach Aussetzungen in manche Länder haben die verantwortlichen Abschiebebehörden nur kurz Luft geholt, um mit dem nächsten Atemzug seit Juni wieder völlig ungehemmt ans Werk zu gehen.
Doch ein Satz bleibt uns felsenfest in Erinnerung: „Gemeinsam können wir uns gegen Abschiebungen wehren!“. Das schreiben die Freund*innen der Vernetzung gegen Abschiebung in Hessen, nachdem Mimi T. mit Unterstützung durch Menschen, die sich mit ihr solidarisiert haben, noch an Bord des Flugzeuges erfolgreich ihre Abschiebung nach Äthiopien verhindert hat.  Und das entspricht auch unserer Erfahrung: Seit wir im März diesen Jahres gestartet sind, haben mehrere Personen im Soli-Asyl ihr Bleiberecht erkämpft. Gemeinsam bleiben wir widerständig und setzen der menschenverachtenden Kultur der Abschiebung unsere solidarische Praxis für Bleiberechte und gleiche Rechte entgegen. 

Erfahrungen aus dem Soli-Asyl

Mit unserem Start in diesem Jahr sind die ersten Soli-Asyle unmittelbar praktisch geworden. Mit Menschen im Soli-Asyl und ihren Supporter*innen haben wir den gemeinsamen Kampf gegen Abschiebungen rekapituliert und um einen kleinen Erfahrungsbericht gebeten: 
B.: „Da ich von Abschiebung bedroht war, traute ich mich nicht, in der Unterkunft zu bleiben, die mir zugewiesen worden war. Von dort hätte man mich zu jeder Zeit abholen können. Die Menschen vom Soli-Asyl fanden für mich einen sicheren Ort, an dem ich bleiben konnte. Hier wohnte ich, bis die Frist verstrichen war, innerhalb derer man mich nach Schweden hätte zurückschicken können.“
Supporter*innen: „Wir hatten in unserer neu gebildeten Wohngemeinschaft ein Zimmer frei. Es war der Beginn der Pandemie und die Zustände in den Geflüchteten-Unterkünften entsetzten uns (sie tun es immer noch). Das brachte uns dazu, an Organisationen in unserer Stadt heranzutreten und unser Zimmer anzubieten. So kam der Kontakt zum Netzwerk und zu einem Geflüchteten zustande, der von Abschiebung bedroht war und eine Soli-Unterkunft suchte. Wir trafen uns und lernten uns kennen, fanden uns sympathisch und entschieden uns, zusammen zu wohnen.“
Die vollständigen Erfahrungsberichte findet ihr hier zum weiterlesen: https://soliasyl.noblogs.org/post/category/erfahrungen/

Das Netzwerk in der Öffentlichkeit

Ab September haben wir uns mehr in die Öffentlichkeit gewagt und sind anlässlich des fünften Jahrestages des „march of hope“ im langen Sommer der Migration 2015 mit unserer Website und dem Blog online gegangen (https://soliasyl.noblogs.org/post/2020/09/05/gemeinsam-gegen-rassismus-gemeinsam-gegen-abschiebungen/). Außerdem haben wir ein Interview bei Radio F.R.E.I. gegeben (https://soliasyl.noblogs.org/post/2020/10/18/interview-mit-dem-netzwerk-soli-asyl/) und einen Workshop beim Hood not KiezStraßenfest in Erfurt gehalten. Der war ziemlich gut besucht und wir haben uns über das große Interesse gefreut. Andere geplante Workshops und Vorträge mussten wegen der Pandemie-Einschränkungen leider abgesagt werden, z.B. bei den Alota in Jena. Wir freuen uns über Gelegenheit, diese nachzuholen und über jede weitere Anfrage!

Wie kannst du unterstützen und damit Teil des Netzwerks Soli-Asyl werden? 

  • Biete eine Soli-Unterkunft/-zimmer an! Gemeinsam schaffen wir Schutzräume, in denen Einzelpersonen oder Familien vor einer Abschiebung sicher sind.
  • Unterstütze das Netzwerk mit deinen regelmäßigen Spenden! Wir brauchen deine Unterstützung zur Finanzierung von Mieten, Anwält*innen, Gesundheitsversorgung, Lebensmittel, Kommunikation u.ä. notwendigen Bedarfen.
  • Unterstütze mit Zeit und Verantwortung! Werde Teil einer längerfristigen Soli-Gruppe, unterstütze bei Papierkram, Übersetzungen oder der Begleitung zu Behörden, der Rechtsberatung oder zu Ärzt*innen.
Du siehst dich in einer der Unterstützungsrollen? Dann werde doch aktiv als Anti-Abschiebe-Pat*in! Wirf dazu einen Blick auf unseren Fragebogen und sende ihn ausgefüllt via verschlüsselter Mail zurück. Bei Fragen oder Unsicherheiten wende dich gern an uns! https://soliasyl.noblogs.org/files/2020/06/Fragebogen_Formular.pdf

Wie weiter in Thüringen

Im kommenden Jahr werden wir selbstverständlich weiter machen und wir hoffen, dass wir 2021 in einen breiteren Austausch mit Interessierten und anderen aktiven Gruppen treten können. Aber auch unsere Unterstützungsstrukturen wollen wir weiter ausweiten. Wir haben uns konkret als Ziel gesetzt, eine Schutz-Wohnung für Soli-Asyle dauerhaft anzumieten. Wenn du Teil des Soli-Asyl Netzwerkes Thüringen werden willst oder auch freundliche Menschen mit zu vermietendem Wohneigentum kennst, bist du herzlich eingeladen, dich bei uns zu melden.

Kontakt

Unsere Treffen finden alle zwei Wochen statt. Falls ihr neu dazustossen wollt, schreibt uns eine Mail und wir vereinbaren ein erstes Kennenlerntreffen.
Fingerprint: 3B64 E286 0B24 B814 CA7E ED9D 870F A58C AF69 9518 
Wir sind dabei, einen unabhängigen Newsletter-Verteiler aufzubauen. Wenn ihr euch darin eintragen wollt, schreibt uns eine Mail an: soliasyl_thr@riseup.net

Der Newsletter wird euch unregelmäßig alle paar Monate über das Netzwerk Soli-Asyl Thüringen informieren.